Die Bioenergetische Analyse (kurz: Bioenergetik) ist ein körperorientiertes, tiefenpsychologisches Psychotherapieverfahren, das von Dr. Alexander Lowen entwickelt wurde. Es basiert auf den Arbeiten seines Lehrers Wilhelm Reichs, der wiederum ein Schüler Sigmund Freuds und Anhänger der Lebensphilosphie Henri Bergsons war. Die Bioenergetik hat also psychoanalytische und lebensphilosophische Wurzeln. Die große Leistung Wilhelm Reichs lag darin, diese beiden Ansätze zu verknüpfen, indem er die Frage nach dem Wesen der Gefühlsprozesse, die ja im Mittelpunkt der Psychologie stehen, stellte: Er wollte wissen, „aus welchem Stoff die Angst gemacht“ ist. Hier fand er, verkürzt gesagt, heraus, dass „Leib und Seele“ zusammengehören, ja, nur zwei verschiedene Begriffe für ein und dasselbe sind: Ein Mensch ist sein Körper, auch das Gehirn ist ein Teil des Körpers, Gefühle sind körperliche Prozesse.
Reich erkannte weiterhin, dass ein Mensch als Folge seiner frühen Beziehungsmuster eine Charakterstruktur entwickelt, die sich in psychischen und körperlichen Abwehrhaltungen äußert, bzw. genauer gesagt: dass psychische und körperliche Haltungen nur verschiedene Betrachtungsweisen derselben Phänomene sind. Diese Abwehrhaltungen zeigen sich physisch in der Körperhaltung, in Atemmustern und muskulären Verspannungen, psychisch z. B. in typischen Verhaltensmustern, persönlichen Überzeugungen und emotionalen Haltungen.
Folgerichtig entwickelte er neben dem psychotherapeutischen Gespräch auch Ideen zu Körper-Übungen, die den Patienten ermöglichen sollten, nicht nur über Gefühle zu sprechen, sondern diese direkt zu erleben. Lowen entwickelte diese Übungen systematisch weiter.
Bei welchen Problemen ist eine Körperpsychotherapie sinnvoll?
Das Empfinden, etwas im Leben ändern zu wollen, ist grundsätzlich ausreichend, um sich für eine Körperpsychotherapie zu entscheiden. Probleme mit Beziehungen und in der Sexualität, Ängstlichkeit, Einsamkeit, depressive Verstimmungen oder Angstzustände sind die häufigsten Gründe, eine Körperpsychotherapie zu machen. Depressive Verstimmungen können sich unter anderem durch Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder dem Gefühl innerer Leere äußern. Auch der Wunsch, sich lebendiger zu fühlen, im Beruf voran zu kommen oder sich zu verändern, kann der Grund sein, eine Psychotherapie zu beginnen.
Bei psychosomatischen Beschwerden oder Problemen, die den Bewegungsapparat betreffen (wie Fehlhaltungen oder chronische Verspannungen) geht es in der Psychotherapie – über die Arbeit an den Symptomen hinaus – um die Entwicklung der ganzen Persönlichkeit.